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Beraterin und Coach Laura Roschewitz

Wir erleben durch das Coronavirus eine kollektive Verunsicherung Angst zu haben ist okay – aber bei einigen kippt sie ins Unverhältnismäßige Diese vier Dinge helfen, wenn die Angst nicht wieder verschwinden will

 

Wir stehen aktuell vor einer der größten Herausforderungen unserer Zeit. Das Coronavirus und das damit einhergehende Social Distancing beeinflussen unser Leben sehr, und es ist momentan nicht absehbar, wann sich diese Situation wieder entspannen wird. Im Gegenteil: Wir fürchten eine weitere Verschärfung, einen Anstieg der Infizierten und somit um unsere Gesundheit – und die unserer Liebsten.

Was wir aktuell erleben, ist eine kollektive Verunsicherung. Wir sind konfrontiert mit Unsicherheit, Veränderung und Unplanbarkeit – was viele Menschen in ein Gefühl der Hilflosigkeit und Ohnmacht katapultiert. Der Umgang mit dieser Hilflosigkeit und Ohnmacht ist so divers, wie wir Menschen divers sind. Einige reagieren mit Trotz, andere mit Resignation, und wieder andere nehmen es gelassen. Ein großer Teil der Menschen reagiert mindestens phasenweise mit Angst – ein wichtiges und auch angemessenes Gefühl in Zeiten wie diesen. Wir erleben Dinge, die nie zuvor dagewesen sind, routinierte Abläufe und Gewohnheiten fallen weg. Eine Reaktion mit Angst ist daher absolut verhältnismäßig.

Schwierig wird es, wenn Menschen keinen Weg mehr aus der Angst herausfinden und in eine sogenannte Angstspirale geraten. Woran können wir erkennen, ob eine Angst angemessen ist?

Eine punktuell auftretende Angst, zum Beispiel als Reaktion auf leere Supermarktregale, ist völlig harmlos und verschwindet im Regelfall ebenso schnell, wie sie gekommen ist.

Doch was passiert, wenn sie nicht wieder verschwindet? Bleiben wir bei dem Beispiel des Supermarktregals. Wenn sich ein Mensch nach diesem Anblick nicht binnen circa einer Stunde wieder erholt, er etwa zu Hamsterkäufen und Notversorgung greift und das Thema ihn permanent begleitet, können wir von einer unverhältnismäßigen Angstreaktion ausgehen.

Die oder der Betroffene droht dann in eine Angstspirale zu rutschen, aus der er oder sie möglicherweise nicht mehr allein herauskommt. Wir merken dies auch, wenn Menschen in Horrorszenarien abdriften und Begriffe wie Ohnmacht, Ausgeliefertsein, Eskalation, Krieg oder Panik regelmäßig oder viel verwenden. Wenn Menschen nervös werden, umherlaufen, flach atmen und nicht mehr richtig anwesend sind, wissen wir: Hier haben wir es mit unverhältnismäßiger Angst oder Panik zu tun, und unsere Hilfe wird benötigt. Was können wir tun, wenn jemand nicht mehr aus seiner Angst herauskommt?

Ruhe

Wichtig ist, ruhig zu bleiben. Menschen, die sich in der Spirale der Angst befinden, sind unruhig, nervös und rastlos. Lass dich nicht anstecken von der Angst deines Gegenübers – auch wenn sie für ihn real ist

Ablenken

Es ist wichtig, dem Menschen in Angst zu signalisieren, dass man seine Angst wahrnimmt und sieht. Allerdings sollte man auf keinen Fall in die Angst einsteigen, sondern eher von ihr ablenken. Was hervorragend hilft, sind etwa Spiele wie „Ich sehe was, was du nicht siehst“, Rechenaufgaben, schöne Bilderbücher, Filme mit entspannender Handlung – oder einfach ein deutlicher Themenwechsel. Die oder der Betroffene könnte von der letzten Reise erzählen, vom Hund, vom Hobby oder einfach über köstliche Kochrezepte sprechen. Wichtig ist, keine Nachrichten zu schauen oder Angstthemen anzusprechen.

(Aus-)Atmung

Es ist extrem wichtig, dass die Betroffenen gut und regelmäßig atmen. Dabei geht es ganz besonders um ein gutes Ein- und Ausatmen. Betroffene atmen meist nur noch ein, und das sehr hektisch, was zum Hyperventilieren führen kann. Wichtig ist, dass mindestens genauso lange aus- wie eingeatmet wird.

Sinne ansprechen

Es ist immer gut, die Wahrnehmung weg von der Angst und der meist flachen Atmung zu bekommen. Dies gelingt, indem wir andere Sinne ansprechen. Dabei hilft zum Beispiel, ein Glas kaltes Wasser zu trinken, das Gesicht zu waschen, an die frische Luft zu gehen oder das Fenster zu öffnen. Auch eine kleine Massage der Hände oder das Wippen der Füße (rechts und links abwechselnd) kann helfen, raus aus der Angst und wieder rein in den Körper zu kommen!

Und am allerwichtigsten ist es, zu signalisieren, dass Angst zu haben total okay ist und der Betroffene sich nicht schämen muss. Einfach da zu sein. Festzuhalten. Oftmals löst sich die Angst, und der Betroffene weint, um den Druck loslassen zu können. Das ist wertvoll. Und es tut gut, wenn man damit nicht allein ist.

Veröffentlicht: Freitag, 20. März 2020

 


 

 

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